Christian Krey

Herr Krey, vom Fanbeauftragten zum Vorsitzenden der TuS Koblenz, was waren 2019 die Beweggründe für diesen nächsten Schritt?
Ich wollte, dass im Verein ein Umdenken stattfindet. Es war ein Neuanfang nötig, der den Namen auch verdient hat. Wir haben alles auf den Kopf gestellt, auch uns selber hinterfragt und nun eine Basis dafür geschaffen, dass die TuS Koblenz nachhaltig erfolgreich sein kann. Das war mein Ziel und ist es weiterhin.

Seine Leidenschaft mit dem Beruf verbinden möchten viele, doch auch hier kommt irgendwann ein Arbeitsalltag auf, wie sieht Ihrer aus?
Der Arbeitsalltag hat auch mich eingeholt. Da es sich um ein komplettes Ehrenamt handelt, wird die Arbeit meist nach Feierabend und am Wochenende erledigt. 20-30 Wochenstunden kommen da, zusätzlich zum Hauptjob, schon zusammen. Aber: Wenn man etwas mit Leidenschaft macht, und das ist hier der Fall, hat man idealerweise Spaß bei der Arbeit. Auch das ist der Fall. Es macht Spaß, den Verein neu aufzustellen und zu sehen, dass man mit viel Engagement etwas bewegen kann.

Auf welche Veränderung, die Sie in Ihrer Amtszeit als Vorsitzender bewirkt haben, sind Sie besonders stolz?
Wir haben eine völlig neue Außendarstellung geschaffen. Ob das unsere Kommunikation über die sozialen Medien, die persönliche Ansprache bei Fans, Mitgliedern und Sponsoren oder andere Vereine aus der Region betrifft, ist dabei völlig egal: Die TuS Koblenz wird deutlich sympathischer wahrgenommen als noch vor einigen Jahren. Wir haben einen Imagewechsel vollzogen und das aus vollster Überzeugung.

Fußball ist weitaus mehr als nur Sport, welches Spiel des TuS Koblenz wird Ihnen für immer in Erinnerung bleiben und warum?
Da gibt es eine ganze Reihe von Spielen, die ich sicherlich nicht vergessen werde. Besonders in Erinnerung ist mir das Finale im Bitburger Rheinlandpokal 2019. Hier haben wir bis zur 89. Minute 2:0 geführt und hatten den Pokal schon gewonnen: Alle Fans feierten und sehnten den Abpfiff herbei. Doch in der Nachspielzeit haben wir tatsächlich noch zwei Gegentore und somit den Ausgleich hinnehmen müssen. Letztlich ging es in die Verlängerung und wir haben im anschließenden Elfmeterschießen das Spiel verloren. Das war bitter. Es zeigt aber ganz gut, dass es nie zu spät ist: Man hat bei einem Fußballspiel und auch im täglichen Leben jederzeit die Chance, auch vermeintlich aussichtslose Situationen noch zu meistern. Dieses Spiel ist für mich auch heute noch Ansporn, immer bis zuletzt alles zu geben.

Das 1935 eröffnete Stadion Oberwerth hat nicht nur dank seiner Rheinland-Pfalz typischen Bergkulisse ein ganz eigenes Flair. Was gefällt Ihnen daran besonders?
Das Stadion Oberwerth hat seinen eigenen Charme und ist in keinster Weise mit einer modernen Fußballarena zu vergleichen. Oftmals muss man improvisieren und hat keine vermeintlich perfekten Voraussetzungen. Das ist herausfordernd, macht aber auch Spaß. Das Stadion hat eine Geschichte, die man heute noch hautnah erleben und spüren kann. Das macht unser Stadion aus. Aber: Der Blick hinter die Kulissen offenbart oftmals, dass dringender Sanierungsbedarf herrscht. Die Stadt als Eigentümerin muss hier aktiv werden. Die Bedingungen sind nicht einmal ansatzweise professionell. Koblenz ist eine Großstadt, wir haben hier eine Universität, eine Fachhochschule, viele Vereine und bezeichnet sich selber als Sportstadt. Da muss es möglich sein, eine moderne Sportstätte vorzuhalten und es den Vereinen zu ermöglichen, ambitionierten Sport zu betreiben. Aufgrund der aktuellen Nutzung haben beispielsweise die Leichtathleten nicht mal eine Umkleidemöglichkeit im Stadion Oberwerth.

Welchen Stellenwert haben Social-Media-Kanäle für den Verein? Und nutzen Sie diese auch privat?
Die TuS Koblenz hat eine großartige Vergangenheit. Aufstiegsspiele in die Bundesliga, Nationalspieler, unsere Zeit in der 2. Bundesliga: Die TuS Koblenz ist deutschlandweit bekannt und Fußballinteressierten auch international ein Begriff. Durch unsere Social-Media-Kanäle haben wir die Möglichkeit, Fans und Mitglieder, die nicht aus der Region Koblenz kommen, mit aktuellen Informationen zu versorgen. So schaffen wir eine Verbindung zu all denen, die nicht alle zwei Wochen im Stadion Oberwerth die Daumen drücken können. Darüber hinaus haben wir eine sehr hohe digitale Reichweite, die kein anderer Fußballverein im nördlichen Rheinland-Pfalz vorweisen kann. Das ist, insbesondere im Marketing, ein nicht zu vernachlässigendes Argument. Denn 86% der Deutschen, das entspricht ca. 72 Millionen, nutzen Social-Media, so auch ich.

Haben Sie neben dem Fußball noch andere Hobbys oder stehen Sie in Ihrer Freizeit selbst auf dem Platz?
Auf dem Platz wird man mich nicht antreffen, da fehlt deutlich das Talent. Tatsächlich füllen Beruf und Ehrenamt meinen Terminkalender mehr als aus. Da bleibt wenig Zeit für andere Dinge. Aber ich interessiere mich sehr für politische und gesellschaftlich relevante Themen.

Fußball bedeutet Heimat, was verbindet Sie sonst noch mit Koblenz und der Region?
Heimat ist für mich tatsächlich ein sehr großer, fast schon emotionaler, Begriff. Ich wurde 1980 in Neuwied geboren und habe, trotz einiger Umzüge, nie dran gedacht, die Region zu verlassen. Daher engagiere ich mich gerne: Es erfüllt mich mit Stolz, das gesellschaftliche Leben in dieser tollen Stadt durch meine heutige Tätigkeit zu einem kleinen Teil prägen zu dürfen. Koblenz im wunderschönen Rheinland-Pfalz ist für mich die schönste Stadt der Welt und wird es auch immer bleiben. Alleine die Lage an Rhein und Mosel, die sich in Koblenz treffenden Mittelgebirge, unsere weltoffene, tolerante Stadt mit unglaublich tollen Menschen...Koblenz muss man fühlen. Und lieben.

Karneval und Fußball, was sind die größten Unterschiede zwischen der TuS Koblenz und dem Karnevalsverein Gülser Husaren?
Karneval gehört im Rheinland zum gesellschaftlichen Leben einfach dazu. Nicht umsonst gibt es in und um Koblenz so viele organisierte Vereine. Aber: Karneval ist oft „nur“ Hobby. Bei der TuS Koblenz ist es letztlich wie in einem Unternehmen: Wir verantworten Umsätze, die kleinen, mittelständischen Firmen entsprechen. Wir beschäftigen Mitarbeiter. Da ist die Verantwortung schon anders zu bewerten. Das Fußballgeschäft macht auch nicht immer Spaß. Das ist im Karneval anders: Hier basiert das Vereinsleben auf guter Laune und Unterhaltung. Das ist schon ein elementarer Unterschied. Es gibt aber auch eine Gemeinsamkeit: Beide Vereine sind für mich eine Herzensangelegenheit!

Lange Zeit war es coronabedingt gespenstisch still auf den Rängen des Stadion Oberwerth. Wie groß war die Freude darüber endlich wieder die Fans auf den Tribünen toben zu sehen und inwiefern hat sich die Atmosphäre während der Pandemie verändert?
Die TuS Koblenz lebt von und für die Fans, insbesondere natürlich die Zuschauer im Stadion. Fußball ohne das Erlebnis eines Spieltags macht keinen Sinn. Das haben wir alle bei der Übertragung der Geisterspiele in der Bundesliga gemerkt. Hinzu kommt, dass die TuS Koblenz mit einem recht hohen Zuschauerschnitt und einer aktiven Fanszene immer eine sehr gute Stimmung und eine ganz besondere Atmosphäre im Stadion Oberwerth hat. Wenn das wegfällt, fehlt ein großer Teil dessen, was die TuS Koblenz ausmacht. Daher bin ich froh, dass aktuell alles wieder „normal“ zu sein scheint. Wohl wissend, dass die Pandemie vermutlich noch nicht wirklich vorbei ist. Daher ist es für ein Resümee wohl auch noch zu früh. Was ich in jedem Fall sagen kann: Wir sind stolz auf unsere Fans und unsere tolle Stimmung im Stadion Oberwerth!

TuS Koblenz

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Das Jahr 1910 gilt mit der Gründung des FC Concordia als Geburtsstunde des Fußballs in Neuendorf. Nur ein Jahr später folgte der FC Deutschland Neuendorf. Einige Schüler legten 1911 den Grundstein zur heutigen TuS Koblenz. Heute ist Christian Krey der Präsident des Vereines.

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