Elke Bolland - DAS GÜNDERODEHAUS

Wie kam es dazu, dass das eigentlich nur als Filmkulisse in Rheinland-Pfalz gedachte Günderodehaus 2005 zur gastronomischen Nutzung übergeben wurde?
Das Filmhaus hatte nur eine Genehmigung als „fliegender Bau“. Nach den Filmarbeiten bestand daher viel öffentliches und touristisches Interesse an der Besichtigung des Hauses, sodass eine Änderung zur Nutzung als Filmmuseum mit kleiner Gastronomie vorgenommen wurde. Gelände wurde von 2 Investoren dazu erworben, eine kleine Küche eingerichtet und das gesamte Objekt verpachtet. Es stellte sich als keine langfristige Lösung heraus. Jetzt interessierte sich Johann Lafer dafür, nahm aber doch wieder davon Abstand. Gastronomen aus Oberwesel zeigten auch kein Interesse. Vielleicht wäre das Haus dann doch im Freilichtmuseum in Bad Sobernheim in meiner direkten Nachbarschaft gelandet, aber es kam anders.
Bei einer Chorreise nach Rom traf ich auf den Kantor aus Oberwesel, der permanent versuchte mich für das Filmhaus zu begeistern....das Resultat ich übernahm für den Rest der Saison!!! Und heute im 16. Jahr!

Frau Bolland, was waren Ihre Beweggründe das Günderodehaus zu übernehmen und zu führen? Eigentlich hatte ich nach meiner Hotelübergabe an meine erwachsenen Kinder etwas ganz anderes mit meinem 3. Lebensabschnitt vor. Aber wie bereits geschrieben fand das Günderodehaus zu mir.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus Frau Bolland? Wo liegen Ihre Aufgaben im Betrieb, und was machen Sie davon am liebsten? Mein Arbeitsalltag beginnt meist mit den Einkäufen. In Oberwesel übernehme ich jede Aufgabe vom Kuchenbacken, Service am Tisch oder am Ziegenstall und den üblichen Abschlussarbeiten. Zuhause fällt die Buchhaltung und die Bearbeitung der Mails an. Bei dem langen Anfahrtsweg muss ich nicht täglich nach Oberwesel, aber immer am Wochenende, und da gibt es oft auch Veranstaltungen, die ich gerne besuchen würde.

Das Günderodehaus wird auch als Heimat 3 Filmhaus bezeichnet. Was bedeutet Heimat für Sie, was macht die Rheinland-Pfalz Region zu Ihrer Heimat? Heimat verbinde ich zuallererst mit der Nähe zu meiner Familie. Es ist schon etwas besonderes, wenn alle 4 Schwestern am gleichen Ort leben. Auch 2 meiner 3 Kinder leben mit Familie in Sobernheim. Das spüre ich ganz besonders, wenn fast alle in Ferien sind, dann fehlt etwas ganz Wichtiges. Dazu kommt natürlich, dass wir in einer wunderbaren Landschaft leben. Ich liebe es, hier zu radeln und zu wandern.

Was macht Sie und Ihr Team zum perfekten Gastgeber, inmitten dieser grünen, idyllischen Oase? Gibt es die perfekten Gastgeber? Es wird immer Gäste oder Situationen geben, wo es nicht rund oder perfekt läuft. Wir sind gute Gastgeber, weil unsere Kuchen und Speisen allesamt von uns mit Sorgfalt hergestellt werden. Wir legen viel Wert auf ein schönes Ambiente. Ich wende viel Zeit und Geld für meine Blumen auf. Wir schenken gute Weine und Säfte aus der Region aus und ich werde nicht müde zu erklären, warum es bei uns keine Coca-Cola gibt...Heimat!

Welche Erlebnisse können Gäste und Gesellschaften bei Festen und Feiern wie Hochzeiten erwarten? Wie wird der perfekte Hochzeitstag hier abgerundet und unvergesslich? Grundsätzlich sind wir nicht die Hochzeits- oder Geburtstagslocation, denn das passt schon mit unseren Öffnungszeiten bis 18 Uhr nicht zusammen. Gerne und häufig bereiten wir aber ein schönes Menü nach dem Standesamt zu oder verwöhnen tagsüber erfolgreich eine Geburtstagstags Gesellschaft. Mit der einmaligen Aussicht von der dann für die Gesellschaft reservierte Filmhausstube und Terrasse begeistern wir sofort jeden Gast der Gesellschaft.

Ein kleines Boutique Hotel wird auch noch dazukommen - woher nehmen Sie die Ideen dafür, und ganz besonders die Kraft und den Antrieb?
Leider ist das Hotelprojekt auf Eis gelegt und sehr fraglich, ob es noch realisiert werden kann. Der Entwurf von Südtiroler „Stararchitekten“ist traumhaft. Leider können auf dem Grundstück nur wenige Zimmer realisiert werden und bei 3 fachem Zinssatz nach kurzer Zeit und wesentlich erhöhten Baukosten kann es nur noch als „Hobbyprojekt“ bezeichnet werden. Ich glaube das finanziert keine Bank einer fast 70 Jährigen... vielleicht findet sich ein Idealist mit dem nötigen Bankkonto!!!

Inwieweit spielen Social-Media-Kanäle eine Rolle? Passen die hippe Influencer-Welt und die geschichtsträchtige Kulisse vergangener Zeiten denn überhaupt zusammen?
Das Internet ist nicht mehr wegzudenken und hat gerade für den Tourismus eine enorme Bedeutung. Ich denke, wir haben eine ganz schöne Website. Damit bin ich schon an meinem Media Limit. Mir ist auch meine verbleibende Zeit zu kostbar, um ständig irgendwelchen Menschen etwas mitzuteilen. Ich glaube das machen auch unsere Gäste ausreichend mit tollen Fotos, die im Netz stehen.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit Frau Bolland? Bleibt denn viel davon, als Geschäftsfrau in der modernen Zeit?
Ich bin sehr reisefreudig und kann mich auch für wenige Tage auf eine weitere Reise begeben. Ich glaube, dass lernt man, wenn das ganze Leben nur kurze Auszeiten zur Verfügung stellt. Die Winterpause ermöglicht andere Ziele als im Sommer und ich zehre darum heute noch von meiner einmaligen Radtour (ohne E-bike) bis nach Südungarn. Als eine Wallfahrt gedacht, um meiner Tochter einen Studienplatz in Deutschland zu ermöglichen...und es hat geklappt.

Coronabedingte Lockdowns haben die ganze Welt, besonders aber den Tourismus und die Gastronomie schwer erschüttert.  Wie haben Sie das alles gemeistert? Wie gehen Sie aus der Krise?
Das Günderodehaus ist auch während der Pandemie für unsere Gäste immer ein Ort geblieben, den anzusteuern es sich gelohnt hat. Nichts festgebunden. Blumen auf den Tischen und die Gäste mit Rucksack und Picknickkorb. Ich habe dafür viel Anerkennung bekommen. Auch an Ostern im Lock down habe ich 100 gekochte Eier unter der Kastanie ins Nest gelegt und die Osterkerze brannte den ganzen Tag. Eine Zeit, in der ich oft das Gefühl hatte, dass die Politik den Tourismus vergessen und ausgeblendet hat. Das war kein gutes Gefühl, auch für künftige Investitionen.

Günderodehaus

Günderodehaus

Das "Günderodehaus" Filmhaus „Heimat 3“ bietet Ihnen einen der schönsten Ausblicke oberhalb von Oberwesel über das Rheintal und die Türme der historischen Altstadt. Der Name basiert nur auf einer Legende, geschaffen von Edgar Reitz.

Günderodehaus