Roberto Capitioni

Herr Capitoni, wie wird man denn Comedian? Was haben Sie in der Zeit zuvor gemacht, bevor Sie die Leute zum Lachen gebracht haben?
1980 bin ich ja nach Stuttgart gezogen, da war ich in einer Punkband als Drummer tätig, den legendären „Die fliehenden Ägypter“ und als Stagehand (Aufbauhelfer bei Konzerten) u.a. bei AC/DC, Queen, Elton John, Tina Turner, Sting usw. und in der Zeit bis 1986 habe ich dann bei hunderten von Konzerten gearbeitet.

Wie sieht ein Arbeitsalltag bei Ihnen aus? Gibt es so etwas wie Alltag überhaupt in Ihrem Leben?
Ich brauche nicht viel Schlaf, viele Leute denken, dass ein Comedian bis mittags im Bett liegt und den ganzen Tag rumhängt. Wenn der Kaffee morgens im Kopf und Körper angekommen ist, checke ich erst mal die Emails, beantworte sie, oder schreibe Veranstalter an, um an neue Engagements zu kommen. Dann ist die Social Media Abteilung dran. 

Instagram, Facebook, LinkedIn, XING usw. Postings von Kollegen liken, drunter schreiben. Selber was witziges Posten, oder berichten mit Bild, Ton, Video von der letzten Show. 

Wenn mir was einfällt auch Brainstorming für neue Nummern.  

Wie kommt man denn auf ein Programm wie etwa „Spätzle, Sex & Dolce Vita“? Woher nehmen Sie die Ideen? Ist viel ausgedacht, oder auch Erlebtes dabei?
Dieses Programm, wie auch die anderen dreht sich immer auch über die Unterschiede eines in einem Deutschen Körper gefangenen Schwaben mit italienischen Wurzeln. Die Ideen schreibt das Leben selbst, alles was ich erlebe mit meiner Familie, oder im Urlaub oder mit Freunden wird verarbeitet, heißt überspitzt dargeboten. Wobei es manchmal gar nicht nötig ist, weil einem ja so auch die absurdesten Geschichten passieren. Stand up Comedy ist am lustigsten wenn sie authentisch ist.


Wie hat sich die Comedy Branche in den letzten Jahren entwickelt und verändert?
Das Fernsehen hat sich vor einigen Jahren drauf gestürzt und den Markt verändert. Solokünstler waren plötzlich angesagt, die konnte man besser filmen und präsentieren.

Zu Beginn meiner Karriere, schon 41 Jahre die ich auf der Bühne stehe, gab es fast nur Duos oder 3-4-5 Gruppen. Den Begriff Stand up gab es bei uns noch nicht. Es war eher Fools-Theater, da vorneweg Jango Edwards aus Holland. Wir orientierten uns mit unserer Comedy Truppe die NIEGELUNGEN (Knacki Deuser – NightWash Gründer, Ralf Günther – Brainpool Gründer) bei denen ich 1989 eingestiegen war, nachdem einer die Gruppe verlassen hatte eher an Monty Python. Wir hatten bei jeder Nummer/Sketch andere Klamotten an. Es wurde gesungen, getanzt, jongliert, mit Rollschuhen gesteppt… das war der absolute Wahnsinn. 

Frauen oder Männer – wer ist lustiger? Haben Sie einen Lieblings-Comedian?
Das kann man so nicht sagen, es gibt so viele lustige Comedians. Im TV ist es Bastian Pastewka, oder als Duo mit Anke Engelke (Fröhliche Weihnachten mit Wolfgang & Annelise) 

Oder Hape Kerkeling / Horst Schlämmer usw. Filme: Club Las Piranjas , Ein Mann ein Fjörd.

Loriot. 

Auf der Live Bühne, Badesalz, Volker Weininger, Johannes Flöck, Götz Frittrang, Patrizia Moresco, Hans Gerzlich, Johannes Scherer…und, und, und… die Liste ist sehr lang und es kommen immer neue Talente dazu, dass macht es spannend.  

Video: Roberto Capitoni - Ausschnitte aus Nachgewürzt am 17.09.2017

Nun machen Sie gerade eine 40-Jahre-Jubiläums-Show. Was waren Ihre persönlichen Höhen aber auch Tiefen in dieser Zeit?
Das ging am Anfang stetig nach Oben, aber dann wieder runter, nachdem es uns als Gruppe nicht mehr gab, musste ich mich erst wieder neu entdecken, weil es Roberto Capitoni, ohne Kostüm nicht gab. Also hieß es 1999, Restart… Stand up`s schreiben, weil ich mich ja dann selber ankündigen musste in meinen Verkleidungen. Die Geschichten wurden immer länger und die Klamotten immer weniger. Bis nur noch Hose und Italien Shirt übrig waren, das war aber  ein jahrelanger Prozess.

Es ist in der Comedy immer ein auf und ab, man muss sich immer wieder neu erfinden und an sich arbeiten. Aber das Leben und somit die Geschichten ändern sich ja auch. Kinder, Familie usw. alles verändert sich und alles wird erzählt, das macht es ja so spannend, den Zuschauern geht es ja auch so.

Was macht denn Lahnstein für Sie aus, was macht diese Region zu Ihrer Heimat?
Es ist wirklich sehr schön hier. Gebürtig komme ja aus kleinen verträumten Schwäbischen Ort, Isny im Allgäu, also Berge und Natur und dass, habe ich hier auch vor der Nase. Man kann hier toll wandern. Die Menschen sind hier in Lahnstein/Koblenz und Umgebung sehr offen und lustig. Liegt wohl daran, wie in Köln auch, dass hier die Römer ihre Spuren hinterlassen haben. Überall wo die waren, sind auch die Hochburgen des Karneval… merkste was? Und ich habe hier im Cafe Hahn, einer der Besten Veranstaltungsorte, in dem ich seit über 20 Jahren meine eigene Comedy Show 9-10 mal im Jahr mit jeweils 3 Comedians habe, das ist der Hammer. Es ist sozusagen, mein zweites Wohnzimmer. 

Was machen Sie in Ihrer Freizeit Herr Capitoni?
Dass, was andere auch machen denke ich, NIX. Nein natürlich, Familie, also ich meine Familie, Schwager, Schwägerin usw. Mit guten Freunden Grillen. Ich bin großer Fußball und Formel 1 Fan. Der Urlaub ist auch ganz wichtig, den Kopf mal frei bekommen. 

Sie sind auf vielen Social-Media-Kanälen (facebook, instagram, linkedin, xing) vertreten. Welchen Stellenwert haben die und wie sehr, nutzen Sie diese auch privat? Kennen Sie TikTok Herr Capitoni?
Wie oben schon erwähnt, es ist ein Fluch und Segen zugleich. Man kann Werbung machen für sich selbst, andere unterstützen. Oder einfach mal sehen was die anderen so machen, wo sie spielen und es kommentieren. Allerdings merkt man oft nicht wie die Zeit vergeht und dann ärgere ich mich kurz… danach… geht´s wieder von vorne los.

TikTok mache ich jetzt auch „LOL“, koschdet jo nix, wie der Schwabe in mir sagen würde, aber ob das wirklich was bringt?

Ob Corona-Pandemie, Krieg und hohe Inflation: Wie gehen Sie persönlich damit um? Wie hat es aber im Speziellen auch die Comedy Branche verändert?
Die Pandemie und vor allem die Auswirkungen danach wird uns noch eine lange Zeit beschäftigen. Die Zuschauer sind hin und hergerissen, erst Maske, dann Ohne, dann mit Abstand jetzt ohne. Viele, vor allem ältere Zuschauer sind verunsichert, wenn sie plötzlich wieder Stuhl an Stuhl sitzen sollen. Open-Air ist da schon besser, aber im Herbst…. Bin sehr gespannt wie es da so läuft. Die Tourdaten stehen und werden immer wieder aktualisiert auf www.roberto-capitoni.de Aber ob und wie sie dann stattfinden werden, weiß keiner zu 100% sicher. Da ich aber immer positiv bin (dieses Wort ist jetzt leider negativ behaftet) Also immer noch Vorne schaue, hoffe ich immer das Beste, alles wird GUT. Ciao euer Roberto

Roberto Capitoni

Roberto Capitoni

Seit dem 1. April 1981 ist er auf deutschen Bühnen unterwegs. Also höchste Zeit für ein Jubiläumsprogramm, denn Roberto feiert 2021 schon sein 40-jähriges Bühnenjubiläum.

Roberto Capitoni