Weingut Matthias Müller

Herr und Frau Müller, Sie führen ein traditionsreiches Familienunternehmen. Welche Vorteile, sehen Sie gegenüber einem „Montag bis Freitag Büro Job“?
Wir haben einen sehr abwechslungsreichen Job – als Winzer sind wir von Anfang an, also allen Arbeiten an der Rebe im Weinberg, über die Vergärung, Filtration, Füllung bis zum Verkauf & Marketing an allen Prozessen im Betrieb maßgeblich beteiligt. Daher können wir uns auch individuell und kreativ einbringen und unsere Ideen umsetzen. 

Wie sieht ein Arbeitsalltag bei Familie Müller aus? Starten Sie alle gemeinsam in den Tag? Gibt es hier fixe Bestandteile?
Normalerweise starten wir alle gemeinsam in den Arbeitstag: Also 2 Generationen, 3 Familien und natürlich auch Mitarbeiter. Natürlich müssen wir uns in unserem Job auch oft nach dem Wetter, aber eben auch nach den Kunden richten. Das bedeutet, dass es bei uns oft kein normaler Alltag ist. Sei es in der Traubenlese, wegen Events, die bis abends lange gehen oder im Weinberg aufgrund der Hitze schon sehr früh begonnen wird. Dann teilen wir dies passend unter uns auf, denn jeder braucht auch mal Zeit zum Luft holen. Wir versuchen jeden Tag zusammen mit der Familie Mittag zu essen, hierbei können wir wichtige Themen dann auch direkt absprechen. 

In Ihrem Betrieb arbeiten Generationen eng zusammen – Was ist Ihr Geheimnis für ein reibungsfreies Miteinander? 
In einem Familienunternehmen, in dem man mit verschiedenen Generationen zusammen arbeitet gibt es wahrscheinlich kein komplett reibungsfreies Miteinander. Es kommt darauf an wie man damit umgeht und was man daraus macht. Diskussionen gehören nun eben mit dazu – allerdings ist das Ergebnis hiervon oft sehr konstruktiv. Wir sehen es eher als Vorteil, dass wir mit so vielen in unserer Familie sind, die die gleiche Leidenschaft teilen und auch vom Fach sind. Wir können uns immer wieder besprechen wie wir an Dinge heran gehen und Probleme lösen - das macht es oft leichter. 

Welcher ist Ihr persönlicher Lieblingswein, und warum?
Das ist tatsächlich nicht ganz einfach zu beantworten, denn jeder Wein hat seinen eigenen Charakter und man selbst hat nicht unbedingt an jedem Tag Lust auf den gleichen Wein – je nach Wetter, Stimmung, Essen usw. 

Mein Lieblingswein bei uns im Weingut ist das Bopparder Hamm Steilstück, ein Riesling trocken. Dieser Wein bringt für mich die Typizität des Mittelrheins perfekt zum Ausdruck: Eleganz, Frische, Mineralität und Vielschichtigkeit. Genau so liebe ich Riesling, denn er vermittelt sein Terroir in Form von feiner Schieferwürze, packender Säure und viel Trinkfreude.

Sie haben ihn – doch was macht ihn aus? Den besten deutschen Winzersekt. Steht er dem Champagner hochrangiger Häuser wirklich in nichts nach?
Ich finde es schwierig den deutschen Sekt immer mit Champagner zu vergleichen. Denn beides sind Naturprodukte und zeigen in Ihrem Geschmack Ihre Herkunft: den Boden, das Klima, aber natürlich auch den Winzer. Die Methode der Herstellung ist bei uns die gleiche wie in der Champagne und es gibt in beiden Ländern/ Regionen sowohl ganz fantastische Qualitäten, als auch eben belanglose Beispiele. Am Ende muss jeder selbst entscheiden welche Stilrichtung  aufgrund der Herkunft einem besser gefällt – wichtig ist dabei einfach nicht zu starr an dieses Thema heranzugehen, sondern immer wieder zu probieren. 

Der Riesling ist wohl Deutschlands bekanntester und beliebtester Weißwein – was macht ihn so einzigartig und welche Speisen würden Sie dazu empfehlen?
Der Riesling ist absolut Deutschlands Aushängeschild, denn seine Ansprüche an Boden und Klima passen einfach optimal zu uns. Welche Rebsorte kann sowohl die Mineralität unserer Schiefersteillagen, als auch die präsente Fruchtigkeit bedingt durch das Klima besser verkörpern? Für uns ist das ganz klar der Riesling! Und das mit einer Eleganz und Saftigkeit, wie sie keine andere Rebsorte hat. Dazu kommt die frische Säure des Rieslings, die einfach unglaublich belebt und ihn Zeit zum reifen lässt. 

Diese Eigenschaften machen den Riesling so Vielfältig, eben auch als Essensbegleiter. Von leichtem frisch-fruchtigem Riesling zu Vorspeisen, über kräftige leicht gereifte Rieslinge zu Hauptspeisen mit Fleisch oder Fisch, über feinherbe Reslinge zu würzigem Asiatischen Essen bis hin zu edelsüßen Rieslingen zu kräftigem Käse oder Dessert. Mit Riesling lässt sich die Weinbegleitung zu einem ganzen Menü finden. 

Steile Hänge, mit bis zu 70 % Hangneigung -  inwieweit ist Ihre Arbeit auch körperlich belastend und anstrengend? Hat sich die Arbeit am Weinberg in den letzten Jahrzenten durch den technischen Vorschritt verändert?
Natürlich ist unsere Arbeit im Weinberg ganz klar körperlich anstrengend, das gehört einfach dazu. Es ist nicht immer einfach in unseren steilen Hängen zu arbeiten und verlangt uns gerade an heißen Sommertagen einiges ab. Doch jede Lage und Parzelle wird individuell und sorgsam kultiviert, um aus diesem anspruchsvollen Terrain hochqualitative Trauben zu ernten. Natürlich gibt es heutzutage einige technische Hilfsmittel, so müssen wir die Trauben größtenteils nicht mehr aus dem Weinberg tragen, sondern mithilfe einer Seilwinde rausziehen. Die körperliche Anstrengung bleibt aber natürlich nicht aus.

Was macht den Bopparder Hamm für Sie aus, was macht diese Region zu Ihrer Heimat?
Natürlich machen die Menschen die einen umgeben die Heimat natürlich maßgeblich aus. Für uns ist es aber auch ganz klar die Landschaft. An den hier ansässigen steilen Weinbergen zwischen den schroffen Schieferfelsen und dem Blick auf den Rheinlauf können wir uns einfach nicht satt sehen. Je nachdem wie das Licht fällt, die Sonne gerade aufgeht oder der Nebel noch im Tal hängt – es ist jedes Mal ein Naturschauspiel auf ganz Einzigartige Weise. 

Zugleich bietet dieser Teil des Mittelrheins mit seiner besonders warmen Lage, der hier aufkommenden Thermik, der direkten Nähe zum Rhein und den vielen Weinbergsmauern auch Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten, wie beispielsweise die Smaragdeidechse und die Bopparder Schleifenblume. So ist unser Arbeitsplatz eben auch wichtig für den Artenreichtum und wir sind froh diesen Tieren und Pflanzen hier einen Lebensraum zu geben. 

Social-Media – auch in Ihrer Branche nicht mehr wegzudenken. Welchen Stellenwert haben solche Kanäle, und wie sehr, nutzen Sie diese auch privat?
Für uns ist Social Media mittlerweile sehr wichtig geworden, um unsere Kunden an unseren aktuellen Tätigkeiten, Neuigkeiten und bevorstehende Events teilhaben zu lassen. Viele Kunden sind ja nicht in der Nähe des Weinguts und so können wir diese eben mit einbeziehen in unsere Arbeiten und es ist ein viel engeres Verhältnis, wenn man sich dann wieder persönlich sieht. 

Außerdem bieten diese Kanäle eben auch die Plattform, um den Menschen zu zeigen wie schön Rheinland-Pfalz, ist und wie sehr es sich lohnt mal selbst bei uns vorbei zu kommen und Urlaub in unserer Region zu machen. 

Ob Corona-Pandemie, Krieg und hohe Inflation: Wie gehen Sie persönlich damit um? Wie sehr nehmen diese Dinge aber auch Einfluss auf Ihren Betrieb?
Zum einen kommt es immer wieder zu Lieferengpässen und langen Wartezeiten für diese Produkte, zum anderen sind natürlich auch die Preise für diese nötigen Waren deutlich angestiegen. Wenn man mal die Steigerung der Produktionskosten zusammenaddiert kommt man auf einen erheblichen Betrag. Zusätzlich zu diesen Waren steigen auch weiter die Energiekosten und der Arbeitsaufwand. Um diese Preiserhöhungen aufzufangen müssen natürlich auch die Flaschenpreise im neuen Jahrgang entsprechend etwas angepasst werden.

Weingut Matthias Müller

Weingut Matthias Müller

Unser Weingut liegt im Herzen des romantischen Mittelrheintals. Dieser Rheinabschnitt zwischen Bingen und Koblenz wurde im Jahr 2002 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.

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