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Thomas Anders
Herr Anders, als Weltstar haben Sie sich mit Ihren englischsprachigen Liedern national als auch international einen Namen gemacht. 2017 dann die Entscheidung Ihr erstes Album auf Deutsch zu veröffentlichen. Wie kam es zu diesem Wandel? Und welchen unerwarteten Überraschungen mussten Sie sich dabei stellen?
Fans haben mich immer wieder gefragt, weshalb ich keine Lieder auf Deutsch singe. Für mich persönlich stellte sich diese Frage nie, da ich für viele Jahrzehnte mit englischsprachiger Musik national und international erfolgreich war. Letztlich hat mich diese stete Frage der Fans dann doch so beschäftigt, dass ich anfing mich mit deutschsprachiger Musik ernsthaft auseinanderzusetzen. Das war ein langer Prozess, so dass ich an meinem ersten deutschsprachigen Album schließlich vier Jahre lang gearbeitet habe, bis es erschien.
Sie und Ihre Frau Claudia Weidung arbeiten eng zusammen, sie kümmert sich um Ihr Management und hat dafür Ihre eigene Lifestyle Marke Home & Dogs wieder ruhen lassen. Bereut Sie diesen Schritt? Und wie sieht Ihr gemeinsamer Arbeitsalltag aus, gibt es so etwas im Hause Weidung-Anders überhaupt?
Grundsätzlich möchte ich betonen, dass meine Frau nicht mein Management macht. Sie leitet mein Office und den kompletten Bereich für Social Media. Dadurch ist es selbstverständlich, dass wir täglich miteinander arbeiten. Jedoch nicht im klassischen Sinne eines Nine-to-Five-Jobs.
Schaffen Sie es trotz der engen Zusammenarbeit auch noch zwischen Arbeit und Privatleben zu unterscheiden? Was tun Sie, wenn Sie Freizeit haben?
Sagen wir mal so, unsere Grenzen sind sehr fließend. Ich erledige meine Büroarbeit meistens von zuhause, da muss man nur aufpassen, dass man wirklich auch irgendwann sagt: jetzt ist Schluss. Aber meine Frau und ich „erinnern“ uns gegenseitige daran, dass das Privatleben nicht zu kurz kommt (lacht).
Neben Ihrem Haus auf Ibiza haben Sie und Ihre Familie ein weiteres Anwesen in Koblenz. Die Vorstellung Wohnorte in zwei verschiedenen Ländern zu haben ist für viele Luxus pur. Wie definieren Sie selbst Luxus? Sind es wirklich die materiellen Dinge oder liegt der Wert für sie ganz woanders?
Unser Lebensmittelpunkt ist Koblenz. Und wir haben ein Ferienhaus auf Ibiza. Und das ist definitiv Luxus und ein großes Glück.
Aber wie definiert man eigentlich Luxus? Auf der einen Seite sind es die materiellen Dinge und auf der anderen Seite können auch kleine, unbezahlbare Momente der größte Luxus für eine Person sein. Jeder definiert Luxus anders und individuell.
Sie sind in Rheinland-Pfalz geboren und leben hier seit über 40 Jahren. Was schätzen Sie am meisten an unserer Region? Hat sich Ihr Heimatgefühl für Koblenz über die Zeit verändert, gerade weil Sie so viel unterwegs sind?
Ich bin in Münstermaifeld geboren und aufgewachsen, haben zwischenzeitlich u.a. in Berlin und L.A. gelebt, habe aber nie meine Wurzeln verloren und fühle mich sehr wohl in Koblenz.
Was selten ist, für jemanden, der so viel unterwegs ist. Also, Sie stehen ja immer für Koblenz eigentlich...
Heimat ist für mich dort wo man sich wohl fühlt und wo Familie und Freunde sind. Und nur weil ich kosmopolitisch lebe und arbeite, heißt das nicht, dass Koblenz „zu eng und zu klein“ ist. Koblenz hat für mich die optimale Größe für meine Lebensqualität. Und ich bin der Überzeugung, in welcher Weltstadt man auch lebt, man bewegt sich immer nur in „seinem Bereich“, der über die Größe von über 100.000 Bewohnern nicht hinaus geht. Ganz salopp ausgedrückt: Jeder hat seinen Kiez.
Sie haben dieses Jahr Ihren ersten Wein auf den Markt gebracht: „Anders Grauburgunder“ von St. Antony. Rheinland-Pfalz gehört zu den bedeutendsten Weinregionen Europas, was hat Sie neben der regionalen Verbindung noch zu diesem Projekt bewegt? Wie würden Sie den Weißwein beschreiben und wozu würden Sie ihn empfehlen?
Zu allem (lacht). Und natürlich ist es der leckerste Weißwein, den es gibt! Zusammen mit Dirk Würtz (Gesellschafter von St Antony) kam ich auf die Idee einen Weißwein zu kreieren, der genau meinem Geschmack entspricht. Ein junger, frischer Grauburgunder für viele Gelegenheiten. Dirk sagt dazu: „ein Wein ohne Trinkwiderstand“. Und das ist er auch (lacht). Es war für mich sehr interessant und eine große Freude zusammen mit Dirk den Entstehungsprozess begleiten zu dürfen.
Auf Ihren Social-Media-Kanälen sind Sie sehr aktiv und lassen Ihre Fans auch Einblicke in Ihre Privatsphäre gewähren. Herr Anders, wo ziehen Sie da die Grenze, was Sie teilen und was nicht? Und sind Sie froh, dass es kein Instagram und co. zu Beginn Ihrer Karriere gab?
Jede Zeit hat ihre eigenen Marketing-Phänomene. Jetzt ist es eben Instagram & Co. Es geht dabei aber immer um die eigene Haltung. Jeder muss für sich entscheiden, wo er seine Grenze zieht bzw. wieviel Privates er mit seinen Fans teilen möchte. Ich habe für mich die Grenze so definiert, dass ich nur hin wieder private Posts veröffentliche. Es kommt dann aber von Herzen und ist nicht Teil einer Marketing-Strategie, um neue Follower zu sammeln.
Ihr Sohn Alexander dagegen ist mit Sozialen Medien aufgewachsen und trotz seines Alters kaum auf den Netzwerken aktiv. Haben Sie in Ihrer Erziehung Einfluss darauf genommen? Welche Werte waren Ihnen in der Erziehung sonst wichtig?
Was Social Media betrifft, haben wir ihn nicht in eine Richtung gelenkt oder gar Vorschriften gemacht. Das macht er von sich aus, weil er natürlich mitbekommt, wie das auch mal daneben gehen kann. Er entscheidet selbst was wer postet und was nicht und hat ein sehr gutes Gefühl für die richtigen Grenzen.
Was die Werte betrifft, war für uns Respekt immer sehr wichtig. Respekt ist die Basis von sozialem Miteinander. Wenn wir alle respektlos miteinander umgehen verfällt unsere gesellschaftliche Struktur.
Bei Ihrer Bekanntheit ist es vermutlich schwer Anonymität zu bewahren. Gibt es für Sie noch Rückzugsorte, wo Sie sich frei und unerkannt aufhalten können? Wie häufig geraten Sie in Situationen mit Fans, die für Sie unangenehm und grenzüberschreitend sind?
Ja es gibt immer mal wieder Situationen mit Menschen, die ihre Grenzen nicht kennen. Das passiert jedoch sehr selten. Auch hier hat Respekt wieder eine besondere Bedeutung. Wenn man mich respektvoll anspricht begegne ich meinem Gegenüber selbstverständlich auch mit Wertschätzung.
Welchen Einfluss haben die Corona Pandemie und die folgenden Krisen auf Sie persönlich und Ihren beruflichen Pläne genommen? Konnten Sie auch positive Veränderungen aus den herausfordernden Zeiten mitnehmen?
Trotz der gesellschaftlichen und wirtschaftlich schweren Situation und der großen Verunsicherung während des ersten Lockdwons, hatten wir als Familie trotzdem eine Zeit mit hoher Lebensqualität. Der „normale Alltag“ mit Reisen und einem vollen Terminkalender gab es so nicht mehr. Ich war in den letzten 30 Jahren noch nie so lange für einen kompletten Zeitraum am Stück mit der Familie zusammen. Das haben wir sehr genossen.
Aber die fehlenden Auftritte, das hat Ihnen schon gefehlt, oder?
Ich bin Musiker und Bühnenmensch mit Leib und Seele. Anfangs haben mir die Auftritte und das Reisen gar nicht so gefehlt. Jedoch dachte ich auch zum damaligen Zeitpunkt, dass wir alle ein paar Monate später in unsere alte „Normalität“ zurückkehren würden. Wie wir aber nun wissen, dauern die Nachwirkungen der Pandemie sogar bis heute an und ich bin umso dankbarer, dass ich die Bühnen der Welt wieder bespielen darf.
Thomas Anders
THOMAS ANDERS, gehört zu den wenigen deutschen Stars, von denen man behaupten kann, sie haben nationale und internationale Musikgeschichte geschrieben.
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